Tame Impala

Interview

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Die australischen Psych-Rockers Tame Impala sind wieder hier mit neuem Album Lonerism – dem Nachfolger zum vielgepriesenem Debutalbum Innerspeaker. Wir haben uns mit Bandleader Kevin Parker über die Zusammenarbeit mit The Flaming Lips und die Inspirationsquellen für ihren kosmischen Prog-Pop unterhalten.

Hey Kevin, und wie fühlt sich die Veröffentlichung von Lonerism an?

Ich bin aufgeregt. Das Album ist seit März fertig, wir warten schon so lange darauf, daß die ganze Welt es endlich hören kann. Ich freue mich total darauf, daß unsere Fans es endlich hören können.

Innerspeaker kam ja sehr gut an, hat euch das unter Druck gesetzt als ihr Lonerism geschrieben habt?

Nicht wirklich. Ich habe einfach das gemacht was ich liebe – Musik aufnehmen. Zwanghaft.

Ich hatte angefangen für dieses Album zu schreiben noch bevor Innerspeaker wirklich Aufmerksamkeit bekam. Zu diesem Zeitpunkt gab es also noch gar keinen Druck.

Was wolltest du musikalisch gesehen mit diesem Album erreichen?

Das gleich wie immer: etwas Neues zu kreieren im Vergleich zum letzten Album. Ich wollte neue Möglichkeiten schaffen. Auf dem letzten Album habe ich mich etwas eingeschränkt, auf diesem Album gab es so viele verschiedene Möglichkeiten die ich noch nicht erforscht hatte und ich konnte tun was ich wollte.

Bestimmte Lieder auf Lonerism klingen beinahe wie eine Klangcollage; was ist dein Schreibeprozess?

Ich geh einfach ins Studio und nehme Instrumente auf und warte ab was passiert. Normalerweise habe ich eine vage Vorstellung was die Lieder angeht, dann befasse ich mich eine Stunde oder so mit ihnen und versuche sie einfach so gut wie möglich aufzunehmen. Ich versuche einfach die Musik aus meinem Kopf zu aufzunehmen.

Kann man den Schreibeprozess für die beiden Alben miteinander vergleichen?

Beim letzten Album hatte ich alles sorgfältig geplant bevor ich anfing aufzunehmen, ich wusste also wie sich die Lieder anhören würden. Bei diesem Album habe ich einfach angefangen Strophen aufzunehmen und der Chorus und Rest des Liedes sind daraus entstanden. Ich wusste nicht wie das Album klingen wird. Das war sehr befreiend.

Hast du dich musikalisch gesehen inspirieren lassen?

Ich versuche so wenig Musik wie möglich zu hören wenn ich im Studio bin. Wenn ich Musik höre dann trübt das meine Vision. Man wird doch unheimlich schnell beeinflusst ohne daß man es merkt. Ich versuche also die Musik die ich kenne und liebe zu ignorieren und einfach nur instinktiv zu handeln.

Deine Musik hört sich unheimlich retro an. Hörst du viel zeitgemäße Musik?

Nicht wirklich, nein. Eigentlich höre ich gar nicht viel Musik, alt oder neu. Aber ich liebe Künstler aus den 60ern und 70ern, wie die Beatles, Supertramp und Todd Rundgren. Aber ich finde moderne Dance Musik wie The Chemical Brothers auch super. Elektronische Musik beeinflusst mich ohne Frage.

Kannst du ein Album empfehlen, das jeder besitzen sollte?

Ich habe Looping State Of Mind von The Field neulich gehört und ich liebe es, weil es hypnotisierende Tanzmusik ist, aber dennoch so natürlich klingt, mit echten Drums und Gitarren.

Erzähle uns von deinen Texten. Schreibst du aus eigener Erfahrung?

Mir hat die Idee eines Kindes gefallen, daß die Welt entdeckt. Jemand der erwachsen wird und seinen Platz in der Welt finden muss, und eben all die Situationen die daraus entstehen.

Ich schreibe auch über persönliche Erfahrungen, aber mir gefällt die Vorstellung, daß es sich dabei um eine eigene Person handelt. Jemand der mir ziemlich ähnlich ist aber eben nicht ich selbst. Wenn ich an meine eigenen Erfahrungen denke, dann fühle ich mich zu befangen. Es hilft wenn ich mir vorstelle, daß es sich um jemand anderen handelt.

Hast du einen Lieblingssong auf dem Album?

Lange Zeit war es Mind Mischief weil es so spontan geschrieben wurde. Ich habe gar nicht wirklich drüber nachgedacht; es ist einfach so in einer Nacht entstanden und war ziemlich schnell fertig.

Meine Lieblingslieder ändern sich jeden Monat und normalerweise langweilen mich Lieder dann irgendwann wenn ich sie ein Jahr lang immer wieder angehört habe. Mind Mischief ist ein neueres Lied und ich bin immer noch in es verliebt. Es ist noch wie ein Neugeborenes und nicht wie ein langweiliger Teenager. (Lacht)

Du warst auf dem aktuellen Album der The Flaming Lips. Wie kam es dazu und wie fandest du die Erfahrung?

Wir sind ein paar Mal aufeinandergetroffen, auf Festivals und so. Wayne hat einfach gefragt ob ich auf dem Album sein wollte. Sehr lässig und cool.

Das ging alles total schnell. Unsere Studiosessions haben sich um einen Tag überschnitten und ich bin einfach mit ihnen ins Studio für ca. 6 Stunden. Ich habe einfach ein paar Vocals für Wayne aufgenommen, und oben drauf habe ich ziemlich chaotisches Gitarrenzeugs gespielt und er hat dann einfach daraus ausgesucht was er wollte.

Sie sind so effizient. Sie haben eine Idee, setzen diese um und schon sind sie bei der nächsten Idee. Das ging so viel schneller als meine Arbeitsmethode; Ich bin so langsam....(Lacht)

Du hast auch was mit den aktuellen Alben von Pond und Melody’s Echo Chamber zu tun, oder?

Ja ich habe Melodys Album produziert und ich habe die Drums auf dem Pond Album aufgenommen. Ich bin aber nicht auf Tour mit Pond, ich bin nur ein Session Musiker. Aber das sind meine besten Freunde und wir machen viele Alben zusammen. Pond und Tame Impala kommen beide aus der selben Sippe.

Lernst du viel in dem du mit anderen Künstlern zusammearbeitest?

Absolut. Ich lerne quasi wie es ist mit anderen zu arbeiten. Ich arbeite immer alleine, ich weiss also gar nicht wie es sich anfühlt mit anderen zu arbeiten.

Planst du noch andere Projekte?

Nicht momentan. Mit anderen Leuten zusammezuarbeiten ist nicht wirklich natürlich für mich, also wenn dann wird es wohl jemand sein den ich schon kenne und zu dem ich schon eine musikalische Beziehung habe. Aber ich würde gerne mit jemand verrückten wie Aphex Twin arbeiten. (Lacht)

Was ist dein Highlight bisher?

In Argentinien zu spielen war super. Die Leute dort sind total begeistert was Tame Impala angeht und das Publikum ist ziemlich verrückt.

Mir gefällt, daß alles eine Achterbahnfahrt ist, jeder Tag ist neu und anders. Und natürlich, dass ich tagsüber nicht mehr arbeiten muss? (Lacht) Ich muss nicht mehr in einem Flaschenladen arbeiten, ich kann einfach Musik machen.

Was sind deine Ziele?

Die habe ich schon erreicht: ich mache die Musik die ich liebe und ich muss mir um nichts anderes Sorgen machen. Mehr kann ich mir gar nicht erträumen.

Wenn du den Sound von Tame Impala in einem Satz beschreiben müsstest, was würdest du sagen?

Hm, naja, ich würde sagen.....kosmischer Prog-Pop. (Lacht)