Catastrophe & Cure

Interview

null
Österreich macht seit einiger Zeit mit lokalen Talenten auf sich aufmerksam. Neben Wanda und Bilderbuch machen nun auch Catastrophe and Cure von sich reden - nach ihrem Debüterfolg "Like Crazy Doves" beeindrucken sie nun mit dem Nachfolger Undeniable/Irresistible.

Das berühmte zweite Album – war es wirklich so schwer wie viele sagen?

Lukas: Die Schwierigkeit an diesem Album war nicht der ominöse Druck den man bekanntlich beim 2. Album hat sondern viel mehr die lange Zeitspanne über die sich die Aufnahmen zogen. Da wir in Liechtenstein, Deutschland und Österreich aufgenommen haben, hat sich rein der Aufnahmeprozess knapp über ein Jahr gezogen. Dabei sind oft mehrere Versionen von verschiedenen Songs entstanden und irgendwann fällt es einem schwer den Überblick zu behalten um objektiv entscheiden zu können welche Version nun die „Beste“ ist.

Sebastian: Auch die Aufnahmen für die einzelnen Tracks waren zergliederter und der Editierungsprozess hat sich über einen längeren Zeitraum erstreckt. Insofern ist es vielleicht schwerer, als dass man gewissen Erwartungen, die beim ersten Album noch nicht da waren, erfüllen möchte, und somit auch schwerer zu einem Ende findet.

Euer erstes Album habt ihr im Alleingang auf die Beine gestellt, einen Award später hattet ihr jetzt Unterstützung von Promo, Management und Label. Seid ihr jetzt im „Business“ angekommen?

L: So würde ich das nicht bezeichnen. Unsere „Maschinerie“ ist ja trotzdem eher klein und familiär gehalten. Für mich war es ehrlich gesagt eine irrsinnige Erleichterung nicht mehr Booking, Promo, Management und Musik auf einmal zu machen. Jetzt haben wir das Glück diese Tätigkeiten an Leute abgeben zu können die wirklich was davon verstehen (lacht).

S: Vor allem die Unterstützung von unserem Label oder unserem Management ist sehr groß, auch was Promotion oder Sound- und Lichttechnik betrifft sind wir jetzt auf einem ganz anderen Level als vor zwei Jahren. Es wird ab einem gewissen Grad an Professionalität einfach zu anstrengend alles selbst machen zu wollen und muss auch Dinge aus der Hand geben können, auch wenn das oft nicht leicht fällt.

Eurer Album „Undeniable Irresistible“ in drei Worten?

S: Es ist super.

Musikalisch habt ihr euch deutlich verändert – woher kam der neue Einschlag?

S: Der elektronischere Einfluss ist zum einen den Realisierungsmöglichkeiten innerhalb des Studios in dem wir hauptsächlich aufgenommen haben, geschuldet. Das war in Stuttgart bei Markus Birkle, der über ein Arsenal an extrem guten Vintage-Synthesizern verfügt. Zum anderen war Max, unser Keyboarder, sowohl beim Songwriting als auch im Studio diesmal von Anfang an dabei, und das hört man auch. Grundsätzlich war es aber keine bewusste Entscheidung in eine elektronischere Richtung zu gehen, allerdings will man sich ja auch nicht wiederholen.

Wie lief die Arbeit am Album? Was hat den Startschuss gesetzt und wie lief die Arbeit in weiterer Folge?

S: Der Startschuss erfolgte lange Zeit vor den Aufnahmen im Proberaum, wo wir an neuen Tracks gefeilt haben. Die Aufnahmen selbst haben mit Drumrecordings angefangen und haben sich dann etwa über ein halbes Jahr gezogen. Danach war noch eine Zeit voller Postproduktion, Editieren der Aufnahmen, Mischen, Mastern etc..

Die Arbeit lief diesmal etwas anders ab als beim ersten Album, wir haben viel mit Overdubs gearbeitet und uns auch viel Zeit bei den Schlagzeuggrooves genommen. Auch haben wir im Studio einige Songs nochmal völlig neu aufgerollt, viele Dinge auf ihre Kernelemente reduziert und dann darauf wieder neu aufgebaut.

Im deutschsprachigen Raum scheint es einen wahren Österreich Hype zu geben – wie seht ihr den österreichischen Markt? Wieviel Potenzial steckt in diesem kleinen Land?

S: Meiner Meinung nach ein sehr großes Potential, das merkt man ja auch gleich wenn man zu einem Bilderbuch-Konzert geht (grinst) Sowohl was die Aufnahmefreudigkeit des Publikums und der Fans als auch die Qualität der einzelnen Bands betrifft hat Österreich ein Riesenpotential, es ist eben gerade ein Hype da, und es ist schön ein kleiner Teil davon zu sein. Es ist nur zu hoffen dass das jetzt auch anhält und nicht nur ein kurzes Aufflackern ist.

Aufgenommen wurde euer Album in Stuttgart – braucht ihr die Distanz zur Heimat um besser arbeiten zu können?

S: So würde ich das nicht ausdrücken, wenn Markus sein Studio in Österreich hätte wäre das natürlich sehr praktisch, aber es lohnt sich einfach mit ihm zusammenzuarbeiten, da nimmt man auch gewisse Distanzen in Kauf. Auf der anderen Seite ist es auch sehr schön mit seinen besten Freunden ein paar Wochen in einer fremden Stadt zu sein und dort Musik aufzunehmen.

L: . Eigentlich find ich es gut wenn man für den Aufnahmeprozess nicht in seinem gewohnten Umfeld ist. Dadurch kann man sich rein auf die Musik fokussieren.

Seid ihr eher die Tüftler oder die „Konzertspieler“

L: Wir sind definitiv Tüftler! Bis wir den richtigen Synthsound oder die richtige Gitarre mit dem richtigen Amp gefunden haben ist es oft ein sehr langer Prozess.

S: Ich würde sagen sowohl als auch, die Konzerte sind meistens die Belohnung für monatelanges Tüfteln.

Wir haben gehört ihr hattet eine besondere „Finanzierungsmethode“ für euer Album...

Wir hatten einen Deal dass wir dem Studiobetreiber bei handwerklichen Arbeiten in seinem neuen Studio helfen und uns dafür ein paar Tage mehr im Studio erarbeiten. Das war ein sehr faires und freundschaftliches Ding das super funktioniert hat und mitunter auch sehr angenehm mit dem kreativen Prozess zu vereinen war.

Welche 5 Songs laufen im Bandbus am Weg zu einer Show?

L: Peter Gabriel – Sledgehammer, Foals – Late Night, Nirvana – In Bloom, Wes – Alane, Royal Canoe - Nightcrawlin

S: Peter Gabriel – Sledgehammer,
Bon Iver – Heavenly Father,
Wes – Alane,
Sohn – Lessons,
Calexico – Black Heart

April 2015