Denai Moore

Interview

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Vielen ist Denai Moore nur durch ihre Zusammenarbeit mit SBTRKT bekannt - das sollte sich aber bald ändern: die talentierte Engländerin macht mit ihrem Debütalbum Elsewhere von sich reden und besticht mit einer gefühlvollen Mischung aus Singer Songwriter Folk. Wir haben sie getroffen um mehr über ihre musikalischen Wurzeln und die Inspiration zu ihrem ersten Longplayer zu erfahren.

Du bist in Jamaika aufgewachsen und mit sieben Jahren nach England gezogen. Weisst du noch etwas über deine Kindheit?

Mein Vater hat Klavier gespielt, also war ich immer von Instrumenten umgeben als ich noch klein war. Ich erinnere mich noch gut das ich immer heimlich mit seinen Instrumenten gespielt habe wenn er nicht da war. Er mochte es gar nicht wenn ich das tat (lacht)

Wann hast du angefangen selbst Musik zu schreiben?

Ich habe meine erste Gitarre nach der Volksschule bekommen und mit ca. 11 oder 12 angefangen richtig zu spielen. Das mit dem Schreiben ist eher zufällig passiert. Ich erinnere mich noch als ich den ersten Song den ich jemals selbst geschrieben habe meinen Eltern vorgespielt habe und sie waren sehr überrascht.


Was war die erste Platte die du dir selbst gekauft hast?

Es war entweder Corinne Bailey Raes erstes Album oder Paramore. Ich stand total auf Paramore als ich super jung war. Das Bailey Rae Album war das erste richtige Album das ich wirklich oft gehört habe. Ausserdem war sie meine erste Inspiration als ich begonnen hatte Gitarre zu spielen weil sie wie ich eine Songwriterin ist.

Gab es noch andere Künstler die dich inspiriert haben?

Oh Mann… ich stand total auf Lauryn Hill. Mein Dad hat mir diese MTV Unplugged Session gekauft und ich habe sie mir wirklich ständig zu Hause angesehen. Es ist ein bisschen verrückt, sie beginnt zu weinen und hat einen leichten Zusammenbruch und sie hält diese lange Rede über die Musikindustrie. Ich empfand es als eine wahninnig menschliche Performance. Ich glaube sie ist immer wahnsinnig ehrlich in ihren Texten, und auch wie sie sich selbst darstellt, das inspiriert mich sehr.

Ich mag Künstler die sehr direkt sind, und keine Angst haben wie sie vielleicht rüberkommen und einfach genau die Musik machen die sie machen wollen. Ich mag das letzte St. Vincent Album zum Beispiel total gerne, und ich finde ihre Karriere sehr inspirierend - ihr Entwicklung in den letzten Jahren ist beeindruckend.

In den letzten vier Jahren habe ich mich immer mehr für Folk Musik interessiert - Musik von Feist und Bon Iver zum Beispiel. Ich mochte Hip Hop immer total gern aber seit zwei Jahren steh ich wirklich extrem darauf. Ich finde es total spannend wie sich die unterschiedlichen Musikgeschmäcker in den letzten Jahren vermischt haben. Aber meine essentiellen Einflüsse sind auf jeden Fall Lauryn, Bon Iver, Feist und Kanye.

Du wurdest bereits 2012 von Because Music unter Vertrag genommen. Wäre Elsewhere eine andere Platte geworden wenn du sie bereits damals veröffentlicht hättest?

Ich denke sie wäre auf jeden Fall anders geworden! Ich bin mir sicher damals wäre ich noch nicht fähig gewesen ein Album zu veröffentlichen, schlicht und einfach weil alles noch so wahnsinnig neu für mich war. Ich hatte die Möglichkeit zu Hause Musik zu schreiben und an verschiedenen Open-Mic Nights teilzunehmen. Ausserdem war ich noch nicht so an das Studio gewöhnt und ich habe meinen eigenen Sound noch nicht wirklich gefunden - das heißt ich wusste auch noch gar nicht wie mein Album überhaupt klingen sollte.
Ich bin sehr froh bei meinem Label zu sein - sie haben mir Zeit gegeben mich weiterzuentwickeln, zu wachsen und mich an das Studio zu gewöhnen. Ich habe verschiedenste Produzenten ausprobiert bevor ich angefangen habe mit Rodaidh (McDonald) zu arbeiten. Es hat sich auf jeden Fall ausgezahlt sich Zeit zu lassen weil ich jetzt ein Album in Händen halte auf das ich sehr stolz bin.

Wie du schon erwähnt hast wurde das Album mit Rodaidh McDonald im hauseigenen Studio von XL Recordings aufgenommen - wie kam es dazu?

Ich liebe die Alben die er mit The XX und Daughter aufgenommen hat - ich fand er wäre die perfekte Wahl. Es war eine unglaublich tolle Erfahrung mit ihm zu arbeiten und fühle mich sehr wohl dabei meine Ideen mit ihm zu teilen. Das Album ist die perfekte Mischung aus uns beiden, wir haben alles gemeinsam gemacht und gelegentlich Musiker - einen Saxophonist oder Schlagzeuger, Instrumete die wir nicht selbst spielen können, ins Studio eingeladen. Wir haben im März 2014 begonnen und das Album in Teilen aufgenommen.

Das Studio von XL ist toll. Das erste Album von The XX wurde dort aufgenommen und man kann es richtig spühren. Es ist super klein und es gibt auch nicht wahnsinnig viele Instrumente, das heißt man ist quasi gezwungen sich auf die Arbeit zu konzentrieren. Ich bin sehr dankbar das ich in diesem Studio arbeiten durfte.


Was war deine kreative Herangehensweise an Elsewhere?

Als ich zum ersten Mal mit Rodaidh ins Studio gegangen bin hatten wir komplete Freiheit - es gab auch nicht all zu viele Leute die und soundmässig beeinflussen wollten. Es war ein sehr natürlicher Prozess und generell eine sehr kreative Arbeitsatmospähre.

Gibt es einen Song auf dem Album der die Richtung des Albums vorgab?

Ich denke das ist vermutlich “I Swore” - ich schrieb den Song nach einer sehr langen Schreibblockade. Ich hatte die Uni fertig und irgendwie in einer komischen Umgebung. Ich habe Musik gemacht und Song-Writing studiert und ich empfand den Kurs ein bisschen zu hardcore für mich. Ich hatte plötzlich das Gefühl ich weiß nicht mehr wie man Songs schreibt aber aus dem nichts kam dann plötzlich “I Swore. Der Song hat etwas in mir entfacht und es hat sich angefühlt wie der Beginn von etwas Neuem. Und dann schrieb ich Piano Song und Feeling.


Thematisch ist das Album auf jeden Fall melancholisch. Schreibst du über deine persönlichen Erfahrungen oder lässt du dich von anderen inspirieren?

Es ist wohl eine Mischung aus beidem. Ich denke das Ziel eines Artists sollte es sein Dinge aus seinem Leben zu reflektieren oder auch Dinge die allgemein in der Gesellschaft passieren. Laura Marling macht das zum Beispiel sehr gut. Für mich ist es sehr sehr wichtig diese Ehrlichkeit festzuhalten. Meine Texte lesen sich wie offene Bücher weil ich in fünf Jahren auf dieses Album zurückblicken möchte als etwas das genau dieses Kapitel meines Lebens wiederspiegelt.

Als deine erste Botschaft an die Welt in voller Länge - was sagt dein Debüt über dich aus?

Ich denke es zeigt das ich mit vollem Herzen Songwriter bin. Dein Sound kann sich ändern, oder man entwickelt sich als Musiker weiter aber ich denke der Kern meine Projekte zeichnet aus das ich mit absolutem Herzblut dabei bin - es sind schlicht sehr ehrliche Songs über mein Leben.

Wo sollte man sich Elsewhere anhören?

Ich denke am besten wenn man sich eine Tasse Tee macht - ich liebe Tee - und wenn man allein ist, im Schlafzimmer oder einfach da wo man sich am wohlsten fühlt.

Gibt es etwas das du während der Arbeit an diesem Album über dich selbst gelernt hast?

Ich weiß jetzt das ich viel mehr Instrumente spielen kann als ich dachte (lacht). Ich will nicht angeben oder so aber ich glaube in den letzten Jahren wurde ich einfach zunehmend selbstbewusster und war auf diesem Album einfach mutig. Ich habe auch meine Stimme wie ein Instrument verwendet, das war auch eine neue Erfahrung für mich. Ich bin auf jeden Fall abenteuerlustiger geworden, deshalb denke ich auch das das nächste Album eine komplett andere Erfahrung wird.

April 2015